Viktoria Freifrau von dem Bussche-Ippenburg Veranstalterin des Gartenfestivals auf Schloss Ippenburg, Bad Essen
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Das Interview im Wortlaut
Frau von dem Bussche, empfinden Sie sich als starke Frau?
Ja, das kann ich wirklich so mit ja beantworten, das
ist auf jeden Fall so.
Dazu würde ich aber sagen, dass es ganz wichtig ist, dass die Stärke
eigentlich nichts anderes ist als die Überwindung der Schwäche. Wenn
man einmal gelernt hat, dass man das, was man tun muss, auch schaffen kann,
dann ist man schon ziemlich weit, und dann kann man sich als stark bezeichnen.
Es gehört eben auch sehr viel Disziplin dazu.
Von Geburt her bin ich nicht stark, ich bin eher ein ängstlicher Typ.
Sie organisieren jährlich ein großes Gartenfestival und dabei
scheinen Sie Utopie und Marketing genial zu verbinden. Wie sind Sie ausgebildet
in diesen Bereichen?
Ich bin Autodidaktin sowohl als Gärtnerin als auch
als Unternehmerin.
Das Gärtnern habe ich sozusagen „learning by doing“ gelernt,
indem ich einfach angefangen habe, und indem ich unendliche Bücher studiert
habe. Ich habe eine riesige Gartenbibliothek, desgleichen habe ich auch inzwischen
eine riesige Marketingbibliothek. Ich lerne alles aus Büchern und natürlich
dadurch, dass ich jetzt seit acht Jahren im Marketing alles selber mache und
versuche, es möglichst jedes Jahr zu verbessern. Und es ist so, dass wir
hier auf Schloss Ippenburg es uns nicht erlauben können, Marketing aus
dem Auge zu verlieren. Wir müssen da sehr klar denken und das auch sehr
vernünftig gestalten. Dadurch war ich gezwungen und insofern denke ich
mal, dass ich da vielleicht kein Profi bin, aber doch sehr viel weiß.
Was haben Sie von zuhause her mitbekommen?
Das Wichtigste glaube ich, was ich von zuhause her mitbekommen
habe, ist die enge Verbindung zur Natur, zum Leben auf dem Lande, zum Leben
im Freien.
Ich habe auch ein sehr gesundes Selbstvertrauen bekommen, wenn man das so versteht,
dass man Vertrauen hat in die eigenen Kräfte und Fähigkeiten. D.h.
ich hatte eine Kindheit wirklich auf dem Land, auf dem richtigen Land. Außer
ein paar Jungens von Treckerfahrern und Mitarbeitern war dort niemand als Spielgefährte,
und ich bin den ganzen Tag draußen gewesen. Die Schule war für mich
nicht wichtig und später, als ich dann nach Westfalen zog, das war dann
städtischer, habe ich als Ausgleich den Turniersport gewählt, bin
also eigentlich bis zum Abitur an jedem Wochenende auf dem Turnierplatz gewesen.
D.h. ich habe eine vollkommen unbekümmerte Kindheit gehabt, das kann man
so sagen, und das ist das Wichtigste für mich, das wichtigste Rüstzeug.
Lassen Sie sich gerne helfen?
Ich kann sehr gut delegieren und glaube, dass das Entscheidende eigentlich ist, dass ich den Menschen das Vertrauen gebe, dass sie das, was ich ihnen sage, auch können.
Was freut Sie besonders und was können Sie absolut nicht leiden?
Mich freut, wenn Menschen Dinge mit viel Engagement und
mit Leidenschaft betreiben.
Ich finde es sogar herrlich, wenn jemand eine Obsession entwickelt, eine Sammellust
oder irgendetwas. Da kommt es auch nicht darauf an, was es genau ist.
Was ich überhaupt nicht mag, ist Lauheit, Beliebigkeit, Hedonismus, Zynismus,
all diese Dinge, furchtbaren Pessimismus, dass man immer gleich sagt: „Das
geht nicht.“
Ich liebe Optimisten - auch in diesem Sinne des Utopisten -, die einfach sagen:
„O.K., wir machen das jetzt, das wird schon. Und wenn auch nur ein kleiner
Teil von dem wird, was wir erreichen wollen, dann ist es schon wunderbar.“
Wie verschafft sich eine Frau Ihrer Meinung nach Respekt?
Ich glaube, das Entscheidende für Frauen ist doch
eigentlich zu wissen, was man will und wohin man will.
Ich würde es so sagen: Es hat keinen Sinn, etwas zu beginnen um der Karriere
willen, zu sagen: „Ich will mich in meinem Beruf selbst verwirklichen,
ich will jetzt da und da hin.“ Das ist schwierig, weil es sowieso nicht
ganz leicht ist, sich als Frau zu behaupten.
Aber wenn man weiß, was man will, wo man hinwill, wenn man eben eine Leidenschaft
hat für irgendetwas oder ein richtiges Ziel hat, dann ist man schon ganz
gut aufgestellt.
Denn Karriere, das ist ja ganz lustig, das kommt ja von „carrus“
= „Wagen“. Das ist ja nicht etwas, auf dem man schön sanft
gefahren wird. Sondern das zieht man im Prinzip durch schweres Gelände
und es wird auch nicht immer gleich applaudiert. Es ist nicht immer ganz leicht.
Und als Frau ist es, denke ich mal, ist es auch wichtig, dass man sich nicht
zu sehr in den Vordergrund stellt, sondern dass man auch lernt, aus der Deckung
zu schießen. Also ruhig ein bisschen warten und dann loszulegen. Es gibt
diesen Spruch in der Bibel: „sanft wie die Tauben, klug wie die Schlangen.“
Und ich denke, das ist ein guter Spruch für Frauen, den man beherzigen
sollte.
Ihr Lebensmotto?
Es gibt einen Spruch in der Bibel, der heißt: „Wachet, stehet im Glauben, seid mutig und seid stark:“ So. Da ist eigentlich alles drin: „Wach sein“, aufpassen, einmal im positiven Sinn, wo man Chancen hat; aber auch in dem Sinne der Vorsicht, dass man wirklich Tendenzen in der Politik, in der Gesellschaft, im täglichen Leben beobachtet und sagt, wo Punkte sind, wo man ansetzen muss. „Stehet im Glauben“, also standhaft sein, fest sein, mutig und stark. Also da ist eigentlich alles drin, was für mich so eine Art Leitspruch ist. Das heißt jetzt nicht, dass ich das ich alles bin. So ist es ja auch nicht gemeint.
Sie haben selbst vier Kinder großgezogen.
kann Ihrer Meinung nach eine Frau gleichzeitig als
Mutter und Berufstätige glücklich sein?
Ich bin nicht so ein Typ, der sagt, jede Frau muss Mutter
sein. Das ist schon nicht ganz ohne. Man muss wirklich da auch viel Geduld haben.
Und ich kenne sehr viele Frauen, die einfach glücklicher sind, wenn sie
halbtags arbeiten, zumindest in der einen Phase, oder auch wenn sie wissen,
ihr Kind ist gut aufgehoben glücklich sind, wenn sie ganztags arbeiten,
und das sind die tollsten Kinder.
Vielen Dank für das Gespräch.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Sonia Wohlfarth Steinert 2004